Montag, 27. September 2021
Die Mauer des Lebens
Es ist erstaunlich wie sorgfältig wir so manche Mauer aus Schutz um uns herum aufbauen. Wir bauen sie so sorgfältig und mit viel mühe und doch stoßen wir diese Mauer manchmal einfach für eine einzige Person um. Mutig könnte man sagen, aber man könnte es auch unendlich naiv und unüberlegt nennen. Denn was man sich hart erarbeitet hat während des Aufbaus dieser Mauer, die man so plötzlich hat einstürzen lassen, das kommt nie mehr wieder. Und hat man dann alles für die falsche Person zum Einsturz gebracht fängt man von vorne an. Stein um Stein. Und doch wird die neue Mauer niemals so stabil sein wie die alte. Die Steine haben risse und der Zement ist bröckelig. Doch wer sich immer hinter den Mauern versteckt, der wird nie die Schönheit und Leichtigkeit von etwas neuem, ganz unbekanntem kennen lernen. Und dennoch fällt es nach jedem Neuanfang schwerer, es wird nicht leichter. Und die Überwindung zu Vertrauen wird stets größer. Wem können wir vertrauen? In was kann man sich hineinstürzen ohne es zu bereuen? Und wie soll es weitergehen, wenn man dann doch aus seiner Mauer hervorgetreten ist und es sich als schrecklicher Fehler erweist. Dann steht man da, schutzlos und den eigenen Gefühlen ausgeliefert. Konfrontiert mit der eigenen Unzulänglichkeit und dem Gefühl, dass man vielleicht nicht dazu bestimmt ist das Glück zu finden, dass andere längst haben.
Es ist wie eine kindliche Trotzigkeit die sich im Inneren breit macht, das Gefühl dass das eigene Leben unfair ist und das man die Tatsache nicht akzeptieren will und die Frage danach, warum es ist einfach auch einmal gutgehen kann. Es ist eine Ungläubigkeit die von Trauer abgelöst wird, auf die dann eine graue Gleichgültigkeit folgt. Diese Gleichgültigkeit hängt einem wie ein Schatten an und verlässt einen nie.
Und dann fängt man eines Tages an seine Mauer neu zu errichten in der Hoffnung, sie nie wieder vergebens einzureißen.

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